OnRobot mit neuem Lösungsportfolio für Palettieranwendungen und mehr

Robotik aus der Cloud

Der Aufschwung von Leichtbaurobotern brachte auch eine Reihe neuer Hersteller für End-of-Arm-Tools, also von Greifern und Werkzeugen mit sich. OnRobot, ein junges Unternehmen aus der dänischen Roboter-Brutstätte Odense, ist einer davon. Mit einer fertigen Komplettlösung fürs Palettieren und einem spannenden Cloud-Dienst am Horizont macht sich der Greifer-Pionier nun auf, vom Hardware- zum Lösungsanbieter zu werden.
 Der neue Palettiergreifer hat eine Tragkraft bis 20kg.
Der neue Palettiergreifer hat eine Tragkraft bis 20kg.Bild: OnRobot A/S

Man merkt es Enrico Krog Iversen, Chef von OnRobot und ehemaliger CEO von Univesal Robots, sofort an, dass er immer auf der Suche nach dem Kundennutzen und damit neuen Geschäftsmöglichkeiten ist. „Palettieren“, sagt er, „gehört zu den Tätigkeiten, die in so gut wie jedem produzierenden Unternehmen anfallen.“ Und so ist es nur schlüssig, dass es eine Palettieranwendung ist, mit der OnRobot einen Vorstoß in die Welt der Lösungsanbieter wagt. Ein Komplettpaket aus einer üppig dimensionierten Zweifinger-/Vakuumgreifeinheit, einer neuen Hubsäule als siebte Achse, einem Paletten-Positioniersystem sowie – als Kernelement – einer intuitiven Software, ermöglicht die Einrichtung oder Anpassung von automatisierten Palettierstationen.

Die manuelle Palettierung ist eine arbeitsintensive, sich wiederholende und unergonomische Aufgabe, was sie zu einem idealen Kandidaten für die Robotik macht. Die Automatisierung von Stapelaufgaben erhöht die Produktivität, den Durchsatz und hilft dabei, Qualität und Ergonomie zu verbessern. „Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen benötigen eine Palettierautomatisierung, die einfach zu bedienen, schnell zu implementieren und erschwinglich ist – auch wenn sich die Anwendung im Laufe der Zeit ändert“, so Iversen. „Unser neuer Palletizer kombiniert schnelle Bereitstellungszeiten mit einer kleinen Stellfläche und dem besten Preis auf dem Markt, und das alles mit unserem anwendungsorientierten Ansatz, der den Kunden mehr Flexibilität bietet als traditionelle Ansätze. Er kann sofort und mit sehr geringer Beeinträchtigung des bestehenden Fabrik- und Lagerlayouts eingesetzt werden.“

  Mit der integrierten Vakuumeinheit kann der Greifer auch Deckel oder Kartons handhaben.
Mit der integrierten Vakuumeinheit kann der Greifer auch Deckel oder Kartons handhaben.Bild: OnRobot A/S

Der neue Palletizer

Das ‚OnRobot Palletizer‘ genannte System ist dank einer geringen Stellfläche platzsparend und gleichzeitig flexibel, da es verschiedene Arten von Kartons, Paketen, Mustern, Paletten und Stapelhöhen handhaben kann. Das wird durch die Kombination von vier neuen Hard- und Softwareprodukten erreicht: Das System enthält, für eine bislang als Greiferhersteller bekannte Firma zu erwarten, eine Greifeinheit. Das neue Modul nennt sich ‚2FGP20‘ und ist eine Kombination aus einem recht großen und mit 20kg Traglast auch kräftigen Zweifinger-Greifer und einer integrierten Vakuum-Saugeinheit. Der elektrische Greifer hat anpassbare Arme, wodurch er sowohl Standardkartons als auch offene Kartons und regalfertige Produkte handhaben kann. Durch die Vakuumeinheit kann er auch Zwischenbögen aus Karton oder Deckel von ESD-Schutzkisten handhaben, ohne dass der Greifer gewechselt werden muss. Andere Greifer aus dem OnRobot-Portfolio können natürlich auch ausgewählt werden.

Damit der separat zu bestellende Roboter auch höhere Paletten befüllen kann, hat OnRobot mit dem ‚Lift10‘ eine passende Lineareinheit entwickelt, die mit einer Gesamttraglast von 100kg eine stabile 7. Achse für Cobots und leichte Industrieroboter darstellt. Eine TÜV-zertifizierte Stopp-Funktionalität ermöglicht den Einsatz in einem kollaborativen Umfeld.

Um dem Roboter die Arbeit zu erleichtern (und auf ein Kamerasystem zu verzichten) hat der dänische Hersteller zusätzlich noch eine ‚Pallet Station‘ entwickelt. Dabei handelt es sich um eine robuste, bodenmontierte Palettenhalterung, die eine konsistente Positionierung gewährleistet. Ein eingebauter Sensor zur Erkennung von Paletten verhindert Stapelungen ohne Unterbau.

 Der neue Palettiergreifer hat eine Tragkraft bis 20kg und anpassbare Greifbacken. Seitlich ist die Vakuumeinheit zu sehen.
Der neue Palettiergreifer hat eine Tragkraft bis 20kg und anpassbare Greifbacken. Seitlich ist die Vakuumeinheit zu sehen.Bild: OnRobot A/S

Software als Kernelement

Zusammengeführt wird all das durch ‚OnRobot Palletizing‘, eine intuitive Palettierungssoftware, die alle Komponenten über eine Schnittstelle vereint und den Benutzer von Anfang bis Ende durch die Konfiguration führt, Schritt für Schritt. Die Komplexität der Bewegungssteuerung wird dabei eliminiert, das spart Zeit und senkt Kosten. Selbst unerfahrene Endbenutzer sollen das System im Bruchteil der Zeit einrichten können, die sie mit herkömmlichen Programmierschnittstellen benötigen würden: „Mit unserer Software kann ein unerfahrener Endbenutzer eine vollständige Palettieranwendung innerhalb eines Tages einrichten, während es mit herkömmlicher Programmiersoftware üblicherweise 12 oder mehr Tage dauert“, stellt Enrico Krog Iversen die Vorteile des Assistenten-basierten Systems heraus. „Die Neuprogrammierung geht sogar noch schneller: So eine Zelle lässt sich in nur einem halben Tag für eine andere Anwendung umprogrammieren.“

Der Vorgang ist dabei wirklich einfach: Nach der Installation der Software erkennt diese automatisch, welcher Roboter und welcher Greifer angeschlossen sind. Der Endanwender gibt Größe und Gewicht der zu stapelnden Pakete, die Maße der Palette sowie die Stapelhöhe an. Dann müssen noch der Pick-Point, der Ort, an dem die Pakete aufgenommen werden, und drei Punkte auf der Palette geteached werden, um das Koordinatensystem auch auf nicht ganz ebenen Böden einzurichten. Den Rest macht die Software. Sie erstellt bei OnRobots Palletizer-System dann ein Programm, das auf den jeweiligen Roboter geladen wird und klassisch lokal abläuft. Im Augenblick sind ausgewählte Modelle von Doosan, Fanuc, Omron, Techman und Universal Robots vorgesehen – schlicht weil sie für diese Schnittstellen bereits programmiert sind und sie eine ausreichende Reichweite und Traglast für Palettieranwendungen bieten. Größere Roboter und solche anderer Hersteller sollen folgen, wenn das nächste Softwareprojekt an den Start geht: Robotik aus der Cloud. Dazu später mehr. Eine Anleitung zum Einsatz ist auf der kostenlosen E-Learning-Plattform Learn OnRobot verfügbar.

A propos kostenlos: Das soll der Palletizer natürlich nicht sein, aber sehr günstig. Von einer „beispiellosen Erschwinglichkeit“ spricht der Hersteller. Was das heißt? Rund 22.000€ soll das Palletier-Paket von OnRobot kosten. Dazu kommen noch ca. 30.000 bis 5.000€ für einen der aktuell unterstützten Cobots und Leichtbauroboter. Wer Aufbau und Montage nicht selbst hinbekommt, braucht noch etwas Unterstützung von einem Systemintegrator. „Aber nicht für das Programmieren“ betont Iversen, „das kann der Endnutzer mit unserer Software ja problemlos selber machen.“

Bahnplanung in der Cloud

„OnRobot will die kollaborative Automatisierung für Unternehmen aller Größen und technologischen Niveaus erschwinglich machen. Dazu bauen wir einen One Stop Shop auf, der alle Automatisierungs- und Geschäftsanforderungen von Fertigungs- und Lagerunternehmen erfüllt“, präsentiert Iversen die Firmenphilosophie. Wie ernst er es damit meint zeigt sich, als er das nächste Projekt skizziert: ‚D:Ploy‘, ein System, mit dem OnRobot bis Ende des Jahres auf den Markt kommen will. Das geht noch einen Schritt weiter als der Palletizer: „Hier übernehmen wir dann die komplette Steuerung des Roboters“, erklärt Iversen. D:Ploy selbst läuft in der Cloud. Die komplexen Bahnberechungen und Optimierungen per KI benötigen eine Menge Rechenleistung, wie sie so sinnvoll nur in der Cloud zu finden sei. Gegenstück in der Anlage wird eine so genannte Compute-Box, eine Art IPC, die dann vor Ort die Steuerung der gesamten Applikation übernimmt. Anpassungen am Programm werden in der Cloud berechnet und an die Compute-Box zurückgespielt.

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