Den Datenschatz aus dem Maschinennetzwerk heben

Goldgräberstimmung

In der Vergangenheit wurde der Übergang zwischen IT und IIT/Scada durch Firewalls und virtuelle Netzwerktrennung (VLAN) sicher gestaltet. Nun wird ebenfalls der Übergang von der IIT/Scada zu den OT-Netzwerken derart abgesichert, dass sowohl die Funktionssicherheit der Maschinen als auch alle Security-Belange gewährleistet werden.

Anstatt aber konsequent auf diesen direkten, gesicherten Zugang zum OT-Netzwerk zu bestehen, werden lieber zusätzliche Sensoren auf der Maschinenebene verbaut und direkt an das IIT/Scada-Netzwerk angeschlossen. Dadurch werden aber erstens sehr teure und zweitens sehr wartungsintensive parallele Infrastrukturen aufgebaut. Zusätzlich ist die Dichte an Sensoren zu gering, um wirklich alle Maschinendaten erheben zu können – mehr als 20 Prozent der vorhandenen Daten werden in der Regel nicht nutzbar gemacht. Der Nutzen steht somit in keinem Verhältnis zu Aufwand und Kosten – viele Digitalisierungsprojekte scheitern daher. Um wirklich alle Daten zu erheben und das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen, braucht es einen digitalen Zwilling, der nur durch die Zugänglichkeit der Netzwerke erstellt werden kann.

Bild: ©AK-DigiArt/stock.adobe.com

OT-Netzwerk nach Erfordernissen von Funktion und Digitalisierung planen

Um Digitalisierungsprojekte und die Zugänglichkeit der Netzwerke umzusetzen, muss sich das Netzwerk von der Applikation (z.B. Profinet) lösen. Voraussetzung dafür ist ein intensiver Austausch zwischen Betreiber und Errichter. Sie müssen Verantwortlichkeiten festlegen, ihre Aufgaben klären, Ziele definieren und ebenso ihre Befindlichkeiten offenlegen – und das von Anfang an.

Eine wichtige Funktion hat dabei das Lastenheft, in dem der Betreiber darlegt, wie das Maschinennetzwerk konfiguriert sein soll. Ist die Zugänglichkeit des Maschinennetzwerkes darin vorgemerkt, kann der Betreiber schließlich auf alle relevanten Daten, z.B. zum Energiemanagement oder zu Predictive Maintenance, zugreifen. Wie der Betreiber die Netzwerköffnung über das Lastenheft einfordert, ist ein weiterer wichtiger Aspekt: Um hierbei alle Anforderungen an den Errichter gut strukturiert und nachvollziehbar zu formulieren, kann ein externer Experte von großem Nutzen sein. Denn: Wer genau weiß, welche Daten durch eine Netzwerköffnung zugänglich werden sollen – und auf welche Weise dies geschehen kann -, wird sowohl textlich als auch inhaltlich einen wichtigen Beitrag leisten. Ein solches, auf das jeweilige Unternehmen exakt zugeschnittene Consulting, kann daher maßgeblich zum Gelingen des Projektes beitragen.

Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit von IT, IIT und OT notwendig. Und nicht zuletzt muss das OT-Netzwerk an die Erfordernisse von Funktionen der Digitalisierung angepasst bzw. bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Das heißt, dass die Leistungsfähigkeit des Netzwerks erhöht und ebenso seine Zuverlässigkeit und Sicherheit garantiert werden muss.

Bild: ©Gorodenkoff/stock.adobe.com

Fazit

Unternehmen müssen ihre Digitalisierungsprojekte mit Weitblick und einer ganzheitlichen Strategie angehen. Es gilt bestehende Ressourcen zu nutzen, nämlich das Maschinennetzwerk. Anstatt mit viel Aufwand und hohen Kosten ein paralleles Netzwerk mit zusätzlichen Sensoren und Leitungen aufzubauen, sollten Unternehmen vielmehr ihre Maschinennetzwerke organisiert zugänglich machen. Nur so können sie alle Daten für die Zustandsüberwachung und Optimierung der Prozesse nutzen.

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