Individuelles Energieführungssystem mit 120 Meter Verfahrweg

Hoch hinaus auf dem Wasserkraftwerk

Ein langer Verfahrweg über 120 Meter, ungewöhnliche Montage- und Einsatzbedingungen auf einem Wasserkraftwerk und eine erschwerte Projektabwicklung durch die Corona-Pandemie: Das Projekt des Wasserkraftwerkbetreibers CNR war mit diversen Herausforderungen verbunden. Im internationalen Team ließen sich diese jedoch meistern.
 Am Wasserkraftwerk im südfranzösischen Châteauneuf du Rhône erfolgten im Jahr 2021 Erhaltungsarbeiten, in deren Zuge ein neues Energieführungssystem implementiert wurde.
Am Wasserkraftwerk im südfranzösischen Châteauneuf du Rhône erfolgten im Jahr 2021 Erhaltungsarbeiten, in deren Zuge ein neues Energieführungssystem implementiert wurde.Bild: TSUBAKI KABELSCHLEPP GmbH

Die Compagnie nationale du Rhône (CNR) mit Hauptsitz im französischen Lyon erhielt im Jahr 1934 die Konzession für die Rhône, um sie für die Stromerzeugung, die Schifffahrt und die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen zu nutzen. Seitdem hat die CNR 19 Wasserkraftwerke, 19 Staudämme und 14 Schleusen gebaut, 330km schiffbare Wasserstraßen zwischen Lyon und dem Mittelmeer eröffnet sowie Industrie- und Hafengelände erschlossen. Die CNR setzt sich aktiv für die Entwicklung erneuerbarer Energien (Wasserkraft, Solarenergie und Windenergie) ein, um die Entwicklung der betreffenden Regionen und die Energiewende zu unterstützen.

Zu den von der CNR betriebenen Staudämmen gehört auch das Wasserkraftwerk Châteauneuf du Rhône in Südfrankreich. Dort erfolgten im Jahr 2021 Erhaltungsarbeiten, in deren Zuge ein neues Energieführungssystem implementiert wurde. „Das Energieführungssystem dient dazu, die Strom-, Kommunikations- und Sensorkabel bis zum Ventil zu führen. Das Ventil, das sich über das gesamte Wasserkraftwerk bewegt, soll eine Überdrehzahl der Turbinen verhindern. Im Notfall wird ein tonnenschwerer Damm verwendet, um den Wassereintritt zu blockieren“, erläutert Pascal Berg, Industry Manager Cranes and Long Travel bei Tsubaki Kabelschlepp.

Für die Verfahrung dieses Ventils über ganze 120m wurde bei Kabelschlepp ein robustes und sicheres Energieführungssystem beauftragt, das die alten Stromschienen ersetzt. Die Kabelkette ermöglicht es, mehr Kabel unterschiedlicher Art (Telefon, Sensor…) zu transportieren als die Stromschiene. Dieses System ist auch zuverlässiger als die Schiene, da es kein Risiko eines Fehlkontakts gibt. Die extremen Einsatzbedingungen erforderten eine robuste Auslegung des Energieführungssystems: Installiert auf dem Staudamm ist das Energieführungssystem starkem Wind ausgesetzt, zudem gilt es, auch im Winter bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt eine zuverlässige Funktion sicherzustellen.

 Tsubaki Kabelschlepp realisierte  einein robustes und zuverlässiges Energieführungssystem für das Sicherheitsventil des Wasserkraftwerkes Châteauneuf du Rhône.
Tsubaki Kabelschlepp realisierte einein robustes und zuverlässiges Energieführungssystem für das Sicherheitsventil des Wasserkraftwerkes Châteauneuf du Rhône.Bild: TSUBAKI KABELSCHLEPP GmbH

Ein Projekt voller Herausforderungen

Die Einbausituation erforderte es, das komplette Material zunächst sicher auf das Dach des Staudamms in einer Höhe von ca.10m zu transportieren. Die Lagerung am Ende des Damms wurde vorgesehen, um paralleles Arbeiten weiterer Firmen in anderen Bereichen zu ermöglichen. Zudem galt es, die kundenseitige Konstruktion zum Anbinden der Lösung in die Planung zu berücksichtigen: Die Stützabstände der 82 Wandhalter variierten stark in den Abständen zueinander, darüber hinaus waren die Halter selbst in keinem guten Zustand. „Teilweise war es nötig, die Stützen zu begradigen oder zu versteifen“, erklärt Pascal Berg. „Die Dachbleche und Halter wurden speziell für die unterschiedlichen Stützabstände konstruiert.“ Nicht zuletzt ist die Mitnehmeranbindung individuell ausgelegt, um von der alten Stromschiene auf die Energiekette wechseln zu können.

Auch die äußeren Umstände gestalteten sich alles andere als einfach: Die Corona-Pandemie erschwerte den Austausch aller Beteiligten maßgeblich. Vorherige persönliche Treffen des Projektteams fanden leider nicht statt. Mithilfe von Live-Videocalls auf dem Staudamm und einem sehr engen Austausch wurden dennoch alle Informationen gesammelt, die für die Auftragserstellung und -erteilung benötigt wurden. Vor Beginn des Projekts fand ein Treffen vor Ort statt, um die Lösung zu validieren.

Ein robustes Komplettsystem

Im September 2021 war es dann soweit: Das Team aus französischen und deutschen Kollegen begann mit der Montage des Systems auf dem Staudamm. Neben der Energieführungskette des Typs RSC MC0950 umfasst die Lösung alle nötigen Leitungen, den Führungskanal, den schwimmenden Mitnehmer TKFMD inklusive Mitnehmerarm sowie Unterbau/Wandhalter und das Dachsystem. Bei der Kette handelt es sich um eine multivariable Energieführung mit vielfältigen Aluminium-Stegvarianten: Die Energieführungsketten der M-Serie bieten eine besonders stabile Konstruktion und einen verringerten Gelenkverschleiß. Zug- und Schubkräfte werden nicht wie üblich über die Bohrung-Bolzen-Verbindung, sondern über das großflächige, gekapselte Anschlagsystem übertragen. Es handelt sich um ein RSC-System (100% rollend), bei dem Rollen an der Kettenaußenseite angebracht sind. Die Seitenbänder lassen sich dank Laschen mit montagefreundlichen Verriegelungsbolzen einfach zusammenbauen. Ein gekapseltes Kettenglied macht die Energieführung wetterfest und somit tauglich für den Einsatz auf dem Wasserkraftwerk.

Insgesamt handelt es sich um ein Projekt der Superlative. Einerseits ist es der Auftrag mit dem größten Verfahrweg, den Kabelschlepp Frankreich bislang realisiert hat. Andererseits ist es auch eines der größten Projekte, die bisher in Frankreich durchgeführt wurden. Umso mehr schätzte man die Unterstützung der deutschen Kollegen: „Der partnerschaftliche und zielführende Austausch im internationalen Team war für beide Seiten gewinnbringend“, so Pascal Berg. „Gerade unsere Anwendungserfahrung und die damit verbundene Kompetenz bei Problemlösungen wurden von den französischen Kollegen sehr geschätzt.“

Das Vertrauen von Subunternehmer und Endkunde war nicht zuletzt dank des schnellen Fortschritts auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit gewonnen. Seit Abschluss des Projekts ist nun einige Zeit verstrichen. Die neue Energieführung hat sich bisher einwandfrei bewährt. Herausforderungen sind eben dafür da, dass man sie meistert – kein Problem mit erfahrenen Partnern an der Seite.

tsubaki-kabelschlepp.com

de/produkte/energieketten/

www.cnr.tm.fr

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